Saturday, November 19, 2011


Quiquijana von oben
Beim Erdeholen


Feierstimmung in der Albergue

In der letzten Woche gab es nicht allzu viel zu berichten, das einzig Spannende war, dass wir bei einem Schwimmwettbewerb der Kinder zugeschaut haben. Hier in Quiquijana gibt es nämlich auch ein Schwimmbecken. Doch es ist weder unter Dach, noch beheitzt. Es sieht eigentlich so aus, als wäre einfach ein Becken mit Fliesen ausgebaut worden, und darein wurde dann das Wasser vom Fluss gekippt. Dass es also nicht gerade luxoriös ist, stört aber niemanden. Hauptsache man kann darin schwimmen. Die Organisation des Wettkampfes war ein ziemliches Durcheinander. Niemand wusste sorecht, wann er an der Reihe war und wo er starten sollte. Irgendwie hat es aber funktioniert und so haben wir besonders die Kinder, die wir aus der Albergue kennen, angefeuert.

Diese Woche lief alles auf den Geburtstag am Freitag aus. Denn es war an der Reihe den Geburtstag aller Kinder zu feiern, die in der zweiten Hälfte des Jahres Geburtstag haben. Doch wie genau, die Feier abgelaufen ist, erzähle ich erst gleich.

Unter der Woche ist Julian wieder mit der Lehrerin Pavela und Sör Nelly nach Cusco gefahren. Sie wollten dort die Essenspakete vom Krankenhaus abholen. Das Krankenhaus bekommt nämlich von der Polizei immer das Essen geschenkt, welches sie Schmuggelern abnehmen. Doch weil es sich dabei auch viel um Kekse, Süßigkeiten usw. handelt, können das natürlich kaum Patienten im Krankenhaus essen. Somit verschenkt das Krankenhaus dieses Essen ebenfalls weiter. Es ist zwar schließlich so gelaufen, dass die Essenspakete noch nicht abholbereit waren, doch dann fahren Julian und die Schwester bald wieder dorthin, um diese Pakete nun zu erhalten. Das ist wirklich eine gute Gabe für die Kinder. Sör Nelly hat wirklich überall ihre Augen und Ohren, um Gelegenheiten wie diese aufzuspüren.

Diesen Donnerstag hatten wir außerdem ein wenig Abwechslung bei der Chacraarbeit. Wir sind zusammen mit Sör Nelly, Pavela und dem Mann, der nun auf der Chacra arbeitet, den Berg hochgefahren, um besonders fruchtbare Erde für das Gewächshaus zu besorgen. Wir waren da auf ca. 4000 Metern Höhe, man konnte Quiquijana von oben bewundern und in der Ferne Berge sehen, deren Spitze von Schnee bedeckt waren.


Jetzt zu dem Geburtstag am Freitag: Es wurde zuerst Volleyball und Fußball gespielt. Jungs und Mädchen haben gegeneinander gespielt, und auch Franz, Julian und ich haben beim Volleyball mitgespielt. Außerdem war Schwester Nancy zwischendurch im Volleyballteam der Mädchen, und beim Fußball konnte Schwester Cecillia sogar mit einem Tor glänzen. Es war wirklich schön und auch amüsant anzusehen wie die Ordensschwestern mitgekickt haben. An solchen Anlässen albern sie immer mit den Kindern rum und sind total herzlich, und sie schreien nicht Anweisungen wie im Alltag, damit Ordnung einkehrt. Nach den Tunieren war schon wieder Zeit zum Abendessen.
Am Vormittag hatten wir den Essenssaal mit zahlreichen Luftballons geschmückt, und schon den Teig für die Pizza vorbereitet (insgesamt  12 Bleche). Sehr interessant zu sehen war, dass die Kinder nicht wissen, wie man eine Pizza ist. Und als wir Freiwilligen begonnen haben unsere Pizza zu essen, nachdem wir alle Kinder versorgt hatten, wurden wir angestarrt, und die Kinder meinten „Ach, so isst man das“.
Nach dem Abendessen wurden die Geschenke verteilt. Die Schwestern haben den Kindern hauptsächlich Klamotten geschenkt, eine Zahnbürste, und ähnliche praktische Dinge. Wir Freiwilligen haben auch kleine Päckchen an die Geburtstagskinder verteilt, die mit Süßigkeiten und Kleinigkeiten, je nach Alter z.B. Aufkleber, Glitzerstifte, Zauberwürfel usw., gefüllt waren. Die Geburtstagskinder waren total glücklich über all die Geschenke, und so wurde der gelungene Tag damit abgerundet, dass es für jeden ein Stück von den Torten gab, die die Schwestern selbst gebacken hatten.

Soviel wieder aus meinem Leben in Quiquijana. Ich muss sagen, an solchen Tagen wie denen der Geburtstagsfeier, merke ich immer besonders wie sehr mir die Kinder schon ans Herz gewachsen sind.

Liebste Grüße nach Deutschland!
Eure Verena

Friday, November 4, 2011

Der Tag der Lebenden & Der Tag der Toten

Nachdem die letzte Woche, vom 24. bis 28. Oktober ganz normal abgelaufen ist, außer dass es ab und zu kein Wasser in der Albergue gab, war diese Woche am Anfang November von Feiertagen durchsetzt.
Montagnachmittag sind viele Kinder schon wieder nach Hause gegangen, weil der Dienstag, der 1. November, ein Feiertag war, und es somit keine Schule gab, genauso wie auch der 2. November. Der 1. November wird als Tag der Lebenden gefeiert und der 2. November als Tag der Toten. Am ersten November sind wir um 10 Uhr mit den wenigen Kindern, die noch dort waren, in die Messe gegangen. Die Messe ist eigentlich genauso wie in Deutschland. Die einzige Sache, die mir aufgefallen ist, ist, dass die Einwohner von Quiquijana ihren eigenen Eimer voll Wasser mit in die Kirche genommen haben. Das Wasser hat der Pastor am Ende der Messe grob mit seiner Hand, also nur symbolmäßig, vermischt und damit alle Teilnehmer der Messe gesegnet. Dazu taucht er außerdem eine wunderschön blühende Blume (nicht so einen hässlichen Metallstab) in das Wasser und schwängt diese über die Köpfe der Leute.
An diesem Nachmittag haben wir mit den Kinder an den Computern und auf dem Spielplatz gespielt. Das war also sehr entspannt. Ich find es ganz schön, wenn man mal Zeit hat persönlicher mit den Kindern zu reden und nicht nur als Autoritätsperson bei den Hausaufgaben oder in dem Unterricht.
Das konnten wir auch noch an dem 2. November machen. Da wurde es sogar sehr persönlich. Es ist an diesem Tag Tradition, dass sich dass gesamte Volk auf dem Friedhof versammelt. Sie bleiben dort den ganzen Tag, und sitzen mit ihrem Bier auf den Bänken. Die Gräber sind mit frischen Blumen geschmückt, und mit Essen, wie z.B. Brot und Kartoffeln, bedeckt. Als wir gegen 10 Uhr zum ersten Mal dorthin gegangen sind, war noch nicht so viel los. Da haben wir unter anderem das Grab der Eltern von drei Kindern der Albergue besucht. Die jüngste der drei ist erst fünf Jahre alt, und es ist bedrückend zu wissen, dass sie ganz ohne Elternliebe aufwächst. Die älteste von ihnen hat mich gefragt, ob meine Eltern und Verwandten noch leben. Ich habe ihr geantwortet, dass ich eine sehr große Familie habe, und nur mein Opa im hohen Alter gestorben ist.
So eine Familie ist bei uns in Deutschland keine Seltenheit, währenddessen die Kinder in der Albergue schon von vielen Todesfällen berichten können. Für sie scheint es also schon fast normal und da stutzt man, wenn die Kinder ganz trocken, auch mal zwischendurch, fragen "leben deine Eltern noch?". Ich sehe hier also nach und nach, aus welchen Umständen die Kinder kommen und erfahre, dass, wenn die Kinder noch Eltern haben, diese aber oft unter einem Alkoholproblem leiden oder andere Schwierigkeiten haben, warum sie ihre Kinder vernachlässigen.
In dem Leben der Albergue ist alles so behütet und es scheint fast wie die Heile Welt, bis man erfährt, was hinter der Fasade steckt. Natürlich wusste ich, dass die Kinder in der Albergue leben, weil sie wegen Familienproblem nicht nach Hause können. Doch erst wenn man die einzelnen Schicksale hört, weiß man, was mit "Familienprobleme" gemeint ist, und lernt es besser zu schätzen, was die Kinder an der Albergue haben, und auch was man selbst an seiner Familie hat.

Donnerstag war dann mal wieder ein normaler Arbeitstag. Es hat mir nach der Pause gefallen, den Kindern wieder bei ihren Schulaufgaben zu helfen. Besonders hat der Älteste der Albergue bald seine Aufnahmeprüfung der Universität, und muss dafür Physik können. Es ist ziemlich toll, wenn man das Wissen, was man selbst so interessant findet, vermitteln kann.

Das wars nun erstmal wieder von mir. Bis dann! Eure Verena