Saturday, October 22, 2011

Geburtstag, Poesie und mehr

Ich hatte erwartet, dass wir nun vielleicht mal eine Woche haben, in der wirklich jeden Tag Schule ist und alles geregelt abläuft. Aber nein, alles war ganz anders.
Die Kinder hatten nur Montag und Dienstag Schule (weil die Lehrer Fußball spielen mussten… manche Gründe muss man hier nicht verstehen). Außerdem war Dienstag der Geburtstag von Schwester Nelly und damit verbunden der „Tag der Poesie, des Singens und der Geschichten“. Viele Vorträge waren wirklich sehr süß und bewegend, weil die Kinder über die Albergue geschrieben haben. Ich musste die Tränen unterdrücken, als die Älteste der Herberge sich in ihrem Gedicht für das Leben in der Albergue und die Unterstützung der Schwestern bedankte. Außerdem wurden peruanische Tänze vorgeführt, welche besonders bei den Kleinsten unglaublich niedlich aussehen.
Aufgrund dieses Festes gab es nur Montag geregelte Hausaufgabenbetreuung für alle, und die Kurse in Englisch und Computer sind die gesamte Woche ausgefallen: Montag mussten alle ihren Auftritt für Dienstag üben und Dienstag waren abends alle zu müde, um sich zu konzentrieren. Mittwochmittag sind die meisten von den Kindern schon nach Hause gegangen, um ein langes Wochenende zu genießen. Somit war es ab dann sehr ruhig in der Albergue. Sie sind außerdem noch nicht direkt Mittwochmorgen nach Hause gegangen, weil nun (normalerweise) jeden Dienstag und Mittwoch ein Psychologe mit den Kindern arbeitet, welche nach Alter in Gruppen eingeteilt sind. Er wird es bis zum Dezember fortführen und ich würde gerne bald mal bei seiner Arbeit zuschauen.
Mittwoch und Donnerstag haben wir mit denen, die in der Albergue geblieben sind, Hausaufgaben gemacht und waren mit ihnen an den Computern. Das hat ihnen sehr viel Spaß gemacht, weil fast alle von ihnen noch in der Primaria (Grundschule) sind und sonst immer nur die aus der Secundaria an die PCs dürfen.

Donnerstag sind Johanna und ich außerdem in unser neues Zimmer gezogen. Es war schon länger in Planung, dass dieses Zimmer im Schwesternhaus fertig wird, aber es hatte sich ein wenig verzögert. Doch das Warten hat sich definitiv gelohnt! Es ist ein wirklich sehr schönes, großes und helles Zimmer, welches direkt mit einem Bad verbunden ist. Da fühlt man sich sehr wohl. Als Dank für dieses Zimmer, haben Johanna und ich am Donnerstagabend zu uns eingeladen. Schwester Nelly, Schwester Cecilia, die Lehrerin Pavela und die Nählehrin, und natürlich alle Freiwilligen haben mit Wein, Früchten und Kuchen unser neues Zimmer gefeiert. Ich hatte das Gefühl, diese kleine Aufmerksamkeit stärkte das Gemeinschaftsgefühl. Auf eine gute Zusammenarbeit!

Bis bald! Eure Verena

Friday, October 14, 2011

Inka Jungle Trail - Fotos

 tolle Truppe!
unser Wanderweg
 Diese Frauen ernten gerade Coca-blätter

 Der Weg war kaum steil
 Erstmal ausspannen..

 über den reißenden Fluß hinweg
 Machu Picchu
 Machu Picchu von Wayna Picchu aus
bereit zur Abfahrt
 Eine Pause vom Radfahren um die Aussicht auf den Regenwald zu genießen
 in den heißen Quellen
 Auch klettern musste man zwischen den Stationen des Zip Linings
wuhuuu

 Typisches Postkarten-Foto mit Machu Picchu
Auf Wayna Picchu
atemberaubend?!

Inka Jungle Trail


Vom Donnerstag, den 6.10., bis Sonntag, den 9.10., war ich auf dem Inka Jungle Trail mit Machu Picchu als Ziel. Schon am Mittwochabend sind Johanna und ich nach Cusco gefahren, um uns einerseits mit unserem Guide zu treffen, der uns den genauen Ablauf der Tour geschildert hat, und andererseits konnten wir so am Donnerstagmorgen um viertel vor 8 zum Treffpunkt erscheinen. Als unsere Gruppe komplett war ging es endlich los. Unsere Gruppe bestand aus niedlichen 6 Personen: zwei Guides: Samuel und Yoel, Marisela (Mexikanerin), Vinicius (Brasilianer), Johanna und ich. Während den vier Tagen haben wir jedoch immer wieder zwei andere Gruppen getroffen, die die gleiche Tour machten, und somit wurden wir sozusagen eine große Gruppe.

Am ersten Tag sind wir mit unserem Kleinbus auf eine Höhe von 4320 Metern gefahren, um von dort aus mit dem Fahrrad innerhalb von ca. 5 Stunden auf eine Höhe von 1750 Metern herunterzuradeln. Ganz oben war es sehr nebelig und es hat stark geregnet, deswegen sind wir noch ca. 100 Meter mit dem Bus hinuntergefahren, um von dort zu starten, wo man mehr sehen kann. Mit eingeschränkter Sicht ist das Fahren aufgrund der vielen Kurven und des steilen Abhangs nämlich sehr gefährlich. Es hat unglaublich viel Spaß gemacht mit schneller Geschwindigkeit die asphaltierte Straße herunterzurasen und dabei schon den Blick auf den Regenwald zu haben. Wir sind schließlich klitschnass von dem Regen, vom Schweiß und von den Bächen, die hier und da über die Straße fließen, an der Endstation angekommen. Anschließend hat uns der Kleinbus zu Santa Maria gebracht und wir haben den Tag ausklingen lassen.

Der zweite Tag startete schon um halb 8, denn wir wollten ca. 25 Kilometer in 8 Stunden Wandern bewältigen. Unser Weg führte direkt durch den Regenwald und so haben wir alle möglich exotischen Pflanzen in der Natur gesehen, welche ich sonst nur aus dem botanischen Garten kenne. Wir haben sogar Ananas und Papaya direkt von der Pflanze bzw. dem Baum gegessen. Wirklich sehr lecker! Neben der Vielfalt an Früchten, haben wir natürlich auch viele Coca-Pflanzen gesehen, da Peru das größte Anbaugebiet für Coca ist. Um ca. zwei Uhr haben wir Mittaggegessen und konnten uns kurz ausruhen. Danach ging unser Weg weiter und führte uns schließlich zu heißen Quellen - eindeutig verdient. Die Atmosphäre dort war wunderschön. Es war zwar noch hell als wir ankamen, doch es wurde schnell dunkel und so konnten wir den Sternenhimmel bewundern, während wir in dem heißen Wasser badeten. Anschließend sind wir mit dem Bus nach Santa Teresa gefahren und haben dort noch bis spät mit allen gefeiert. Vier Stunden Schlaf mussten für den nächsten Tag reichen.

Für diesen Tag war etwas ganz besonderes geplant: Zip Lining. Beim Zip Lining sind Metallseile von einem Berg zu einem anderen befestigt und an diese Seile wird man nur mit einem Gurt gesichert befestigt. Es gab insgesamt sechs Seile die einen sozusagen wie im Zickzack von Berg zu Berg beförderten. Das erste Seil startete in 340 Metern Höhe. Ich muss gestehen, ich hatte doch ziemliche Angst als ich das erste Mal an diesem Seil hing und ich einen sehr weiten Blick nach unten hatte. Doch es hat so viel Spaß gemacht, dass nach diesem ersten Mal alle Sorgen verflogen waren und ich nur noch die geniale Aussicht genossen habe.
Nachdem wir uns nach diesem Adrenalinschub mit einem Mittagessen gestärkt haben, sind wir bis nach Aguas Calientes gewandert, wo wir ankamen als es schon dunkel war. Dort haben wir wiedermal den Abend mit unserer Gruppe ausklingen lassen, und da wir schon um 4 Uhr wieder aufstehen mussten, war auch dies wieder eine kurze Nacht.

Um halb fünf sind wir zu Machu Picchu hochgewandert. Das Prägendste an diesem Aufstieg?: Treppen, Treppen, Treppen… Total geschafft kamen wir oben an. Als es in Machu Picchu von dem Guide hieß, dass wir noch ein wenig höher gehen, um den perfekten Blick auf Machu Picchu zu haben, habe ich schon gejammert, dass ich keine Treppen mehr sehen kann. Doch es kam noch ganz anders. Nach der Führung sind wir nämlich tatsächlich noch auf die Spitze des Wayna Picchu gewandert. Wayna Picchu ist der größte Berg im Hintergrund von Machu Picchu (die Nase) von dem man eine unglaubliche Aussicht hat. Johanna und ich hatten eigentlich gar keine Tickets, aber viele aus unserer großen Gruppe hatten den Aufstieg auf Wayna Picchu gebucht und meinten wir sollten versuchen, dass wir ohne Ticket hochkommen. Also haben wir unseren Charme spielen lassen und den Wächter mit unseren Überredungskünsten so um den Finger gewickelt, dass wir doch tatsächlich umsonst den Ausblick von Wayna Picchu genießen konnten. Der war nämlich total genial! Dafür hat sich das weitere Treppensteigen wirklich gelohnt!  Neben dem Treppensteigen musste man, um auf die Spitze zu gelangen, außerdem gut Balance halten können, da der Weg nicht gerade breit war, und durch eine Höhle kriechen, für welche man nicht zu viel auf den Rippen haben darf. Als wir dann noch müder aber auch sehr glücklich wieder nach Machu Picchu herabgestiegen sind, wollten wir uns noch ein wenig mehr von der alten Inkastadt angucken und haben unter anderem auch die Inkabrücke zum Schluss ausfindig machen können. Ich hatte mir ja die „Inkabrücke“ als recht groß vorgestellt, aber, siehe da, es waren drei kleine Bretter. Was solls - ich habe meine Füße eh nicht mehr gespührt.

Für den Abstieg haben wir dann jedoch den Bus gewählt, da uns so langsam doch der Hunger überwältigte (oben gibt es kein Essen zu kaufen und wir hatte nur ein Mini-Lunchpaket dabei während der Zeit von 4:30 bis 16:30). Das war dann also das letzte Abendessen mit Marisela und Vinicius. Deren Weg führte weiter nach Puno, und Johanna und ich waren am Montagmorgen wieder in Quiquijana, um zu arbeiten.

Die Tour war wirklich ein Erlebnis. Ich finde die Natur unglaublich beeindruckend. Außerdem gefällt mir das Leben als Backpacker. Ich bin mir sicher, dass ich auf diese Weise noch für einige Zeit reisen werde.
Aber jetzt heißt erst wieder arbeiten!

Diese Woche auf der Chacra und in der Albergue war eigentlich recht ruhig und so wie immer. Für November steht aber schon eine gravierende Änderung an, auf welche wir uns vorbereiten. Im Moment wohnt Juan, 19-Jahre, auf der Chacra und weiß wie man sich um welche Pflanzen kümmern muss. Er sagt uns jeden Tag, was wir helfen können, und welches Gemüse reif ist, um zur Albergue gebracht zu werden. Er hat sich jedoch entschieden zu gehen, da er in seinem jugendlichen Alter natürlich noch vieles mehr sehen möchte. Im November zieht dann eine Familie auf die Chacra und wird die Verantwortung tragen. Wir Freiwilligen (in diesem Monat noch plus Unterstützung von Juan) müssen die Mitglieder der Familie jetzt sozusagen anlehren, denn hier gibt es normalerweise keine Gewächshäuser und somit wissen die Peruaner auch nichts über die Pflege von Pflanzen, die in ihnen wachsen. Pavela, die Lehrerin, arbeitet auch auf der Chacra und weiß viel, doch auch sie wird nach Dezember nicht mehr hier sein. Ich bin gespannt wie es aussehen wird, wenn wir diejenigen sind, die die meiste Ahnung haben. Wir haben zwar schon einiges über Landwirtschaft gelernt, doch in der Regenzeit könnte das Verfahren hier schon wieder ganz anders aussehen. Naja, wird schon schief gehen.

Nun habe ich euch wirklich genug zum Lesen gegeben. Bis dann!
Eure Verena