Friday, September 30, 2011

Neuigkeiten


Ab dieser Woche hat sich mein Tagesablauf etwas geändert, weil ich mich entschlossen habe, ab jetzt auch auf der Chacra zu arbeiten. Ich fühle mich wieder fit, um dort tatkräftige Hilfe zu leisten. Wenn nun Aufgaben in der Albergue anstehen, werden wir fünf sie unter uns aufteilen, genauso wie wir uns nun mit dem Hinbringen und Abholen der Kindergartenkinder abwechseln.
In der Chacra haben wir diese Woche hauptsächlich Felder in dem Gewächshaus vorbereitet, d.h. wir haben viel gehakt und anschließend die Löcher mit Dünger gefüllt. Demnächst pflanzen wir dort die Setzlinge ein. Wenn wir uns gegen halb 12 auf den Rückweg machen, nehmen wir oft frisches Gemüse mit zu der Albergue, daher auch die Felder, die wieder mit neuem Gemüse gefüllt werden sollen.  Wir ernten immer das, was es gerade so gibt, diese Woche z.B. Weißkohl, Salat, Rotebeete und Spinat. Wir müssen ab jetzt sogar nicht mehr die Schubkarre betätigen, sondern besitzen nun ein neues Dreirad (ein Rad hinten, zwei vorne), mit welchem es hier Standard ist, Lebensmittel und anderes zu transportieren. Es sieht aus wie ein normales Fahrrad mit einem riiiesigen Korb vorne. Das erste Testen war recht amüsant, weil es einerseits auf die Größe für die Peruaner eingestellt ist, und somit mal wieder, wie alles andere auch, zu klein für Julian, Franz und mich ist. Und andererseits gab es gerade zu dem Zeitpunkt eine Baustelle auf der Straße und wir haben uns an den wartenden Bussen und Autos vorbeigemogelt. Die Leute in dem Bus haben breit gegrinst als sie uns, als Hellhäutige auf einem solchen Fahrrad, gesehen haben, und auch die Bauarbeiten fanden es ziemlich amüsant als Franz eifrig in die Pedale getreten hat, um die Baustelle, welche die rechte Fahrbahn blockierte, schnell zu umgehen.

Ab nächstes Wochenende ziehen Johanna, Laura und ich für unsere Zeit in Cusco zu einer Gastfamilie. Wir haben sie letzte Woche getroffen und waren sofort überzeugt, dass wir uns dort sicherlich wohlfühlen werden. Nächste Woche wird Laura jedoch erst einmal alleine dort einziehen, weil Johanna und ich von Donnerstag bis Sonntag den Inka Jungle Trail nach Machu Picchu machen werden. Dass wir diesen Trip, während unserer Arbeitszeit machen können, ist eine große Ausnahme. Die Oberschwester hat es dennoch erlaubt, weil sie versteht wie gerne ich diese Wandertour machen möchte, nun da ich wieder fit bin. Die anderen haben diesen Trip schon gemacht, während sie ihren 4wöchigen Sprachkurs in Cusco hatten, und in der Urlaubszeit im Januar und Februar ist Regenzeit und der Weg zu Machu Picchu wegen Überschwemmungen gesperrt. Ich bin Schwester Nelly sehr dankbar, dass sie mir diesen Abenteuertrip erlaubt und freue mich schon sehr darauf!

Ihr werdet somit also übernächste Woche wieder von mir hören, wahrscheinlich mit ganz vielen tollen Bildern.
Bis dahin! Eure Verena

Friday, September 23, 2011

El Día de los Estudiantes


Diese Woche gibt es also doch einen Eintrag. Das Wandern und Campen wurde aufgrund des regnerischen Wetters und leichten Erkrankungen abgesagt. Vielleicht haben wir noch ein anderes Mal die Gelegenheit so eine Tour zu machen. Als kulturelle Alternative werden wir uns dieses Wochenende Kirchen und Museen in Cusco anschauen.

Das Wetter war diese Woche wirklich sehr unschön. Es hat viel geregnet und war sehr windig. Wir saßen somit auch mal wieder im Dunkeln, denn fast immer, wenn es regnet, gibt es Stromausfall. In der Regenzeit wird man wohl immer und überall Kerzen und Taschenlampe dabei haben müssen. Dass wir Deutschen das nicht gewohnt sind, hat sich beim Decken des Tisches fürs Abendessen gezeigt. Denn, obwohl wir bei dem spärlichen Licht einer Kerze kaum etwas sehen konnten, macht sich Johanna auf den Weg, um den Wasserkocher zu füllen. Wieso sollte denn bitte der elektrische Wasserkocher nicht funktionieren? Und Computerunterricht gibt’s sicherlich auch trotzdem, oder?!
Besonders für die Secundarier ist es jedoch wirklich ein Problem, wenn es kein Licht gibt. Denn wie ich mal erwähnt hatte, sitzen sie noch bis spät abends an ihren Hausaufgaben, und ohne Licht sind diese nicht zu bewältigen.

Die Woche in Quiquijana verging mal wieder wie im Flug. Wir hatten viel zu tun, weil alles für das Fest am Donnerstag, „El Día de los Estudiantes“ („Der Tag der Schüler“), vorbereitet werden musste. Es gab jeweils vier Mädchen- und vier Jungengruppen. Diese haben fleißig zusammengearbeitet und Mode entworfen. Am Donnerstag wurde das Ganze dann bei einer Modenschau vorgeführt. Es gab drei Kategorien: 1. Stylische Mode, 2. Traditonelle peruanische Mode, 3. Recycelte Designerstücke. Auch Laura, Johanna, Franz, Julian und ich wollten dabei sein und haben für Johanna ein wunderschönes Minikleid aus Plastiktüten und Flaschendeckeln gebastelt, incl. transparenten Ärmeln und einzigartigen Handschuhen. Trotzdem haben die recycelten Verkleidungen der Kinder uns um Längen geschlagen. Man konnte einen Schmetterling, eine Ente, eine Marilyn Monroe und viele andere tolle Ideen auf dem Laufsteg sehen – und alles ausschließlich mit Müll hergestellt! Sie waren wirklich sehr kreativ und sehr begabt im Basteln und Nähen. 
Zwischen den Kategorien haben außerdem Gruppen performt, wofür auch wir das Lied „Eine Hand voll Erde“ eingeübt haben. Julian hatte das Lied auf Gitarre geübt und wir, alle fünf, wollten dazu singen. Leider kam es aber etwas anders. Julian fühlte sich schon seit Dienstagabend schlecht und ist Donnerstagmorgen nach Cusco zum Arzt gefahren. Also hatten wir keinen Gitarristen mehr. Außerdem konnte auch Laura schließlich nicht mitsingen, weil sie ziemlich erkältet war. Somit mussten Johanna, Franz und ich schließlich Acapella singen. Den Kindern hat es trotzdem sehr gefallen und somit war es letztendlich halb so schlimm.
Zum Schluss des Modewettbewerbs gab es natürlich eine Preiskrönung, für Jungen- und Mädchenmodel gab es eine Krone und für die gesamte Gruppe ein Geschenk. Den ersten Preis haben die Mädchengruppe „Serenitas“ und die Jungengruppe „Escorpiónes“ gewonnen. Auch die Nicht-Gewinner haben anschließend Süßigkeiten bekommen. Ich muss sagen, es hat sehr viel Spaß gemacht den Kindern beim Modeln zuzusehen (sehr süß!) oder wie die Gruppe ihr Model angefeuert hat, hierzu wurden Papierschnipsel geworfen und laut gejubelt. Zwischendurch wurde außerdem Popcorn an die 80 Kinder verteilt. Die Massenproduktion, die es zuvor in der Küche gab, war schon recht beeindruckend.

Viel Popcorn gab es auch schon im Kindergarten. Dort wurden die Kinder mit unglaublich vielen Süßigkeiten eingedeckt und es gab total schöne große Torten. Als ich die Kindergartenkinder an diesem Tag vom Kindergarten (bzw. sie waren in dem Municipal (Rathaus) in der Nähe, weil dort ein großer Saal ist) abgeholt habe, habe ich noch einen Teil der Fiesta dort mitgekriegt. Die Kleinen haben sich alle total schick gemacht, die Mädchen hatten schöne Kleider an (unsere drei waren ganz in Weiß) und manche Jungs haben sogar Schlips und Hosenträger getragen. Sie haben zu der typisch peruanischen Musik getanzt und ich saß in dem Stuhlkreis mit den anderen Müttern, die gewartet haben, bis die Fiesta offiziell beendet wurde.

Bei dem Fest in der Albergue waren zusätzlich zur Modenschau eigentlich noch Spiele geplant. Franz und ich hatten in der Woche schon 14 Spiele gesammelt, die wir sehr gerne mal mit den Kindern spielen wollen, doch die anderen Freiwilligen haben uns darauf aufmerksam gemacht, dass wir es auf keinen Fall schaffen alle Spiele zu spielen und somit haben wir es auf 4 Spiele gekürzt. Am Donnerstag habe ich dann die Schwestern nach den Utensilien gefragt, die wir dazu benötigen würden, und habe geschildert, welche Spiele wir uns ausgedacht haben. Diese Spiele fand die Schwester aber leider nicht ganz so passend und meinte, wir können sie besser ein anderes Mal spielen. Ein typischer Fall von dem peruanischen „mañana“ (dt: morgen), welches so viel heißt wie „Machen wir irgendwann anders – vielleicht“.  Also wurden die Spiele ein weiteres Mal überdacht und außerdem reduziert, weil wir nur zwei brauchen würden. Nach der Modenschau und dem Abendessen waren jedoch alle Kinder so müde, dass auch für die zwei Spiele kein Platz mehr war. Also wurden diese auch auf „mañana“ verschoben. So ist das hier halt manchmal, irgendwann werden wir die Spiele bestimmt mal anwenden können...

So viel erstmal wieder von mir. Bis bald!

Sunday, September 18, 2011


 Fleißige Streicher
Unser Frühstückstisch, beladen mit Johannas Geschenken

Computerzimmer u.s.w.


Hallo meine Lieben!
Für mich ist in Quiquijana so langsam der Alltag eingekehrt. Ich habe mich schon echt gut eingelebt und fühle mich wohl hier. Deswegen habe ich es übergangen, letzte Woche einen Eintrag zu schreiben.
Diese Woche haben wir an jedem Morgen an dem neuen Computerzimmer gearbeitet. Ein Teil des Raumes, den wir zur Hausaufgabenbetreuung der Primarier (Grundschule bis Klasse 5) nutzen, wurde mit einer Holzwand abgetrennt und von uns neu gestrichen. Ich freue mich sehr den neuen Raum bald nutzen zu können, denn, wie wir im Moment Computerunterricht geben, scheint wirklich nur eine Notfalllösung zu sein. Zurzeit stehen die Computer in demselben Raum, in dem die Secundarier (ab 6. Klasse) spät abends, also noch während des Computerunterrichts, Hausaufgaben machen. Außerdem streuen auch die kleinen Kinder um die PCs herum, wollen den Größeren über die Schulter schauen oder spielen, z. B. Fangen. Dann ist man am Anfang von dem Unterricht erst mal damit beschäftigt alle Primarier aus dem Raum zu schicken bzw. auch zu tragen. Manche schaffen es auch während des Unterrichts sich wieder hereinzuschleichen, weil die Tür des Raumes schwer zu schließen ist.
Sobald der andere Raum fertig ist, welcher außerdem mehr PCs zur Verfügung haben wird, können wir in Ruhe arbeiten. Dann werden nur noch die Teilnehmer des Kurses hineingelassen und die anderen Kinder können nicht einmal durch die Fenster spähen, weil wir diese ebenfalls weiß gestrichen haben.
 
Am Anfang dieser Woche gab es einen Zwischenfall, denn einer der Kinder, welcher zu der Gruppe meiner Hausaufgabenbetreuung gehört, schien Probleme mit seinem Arm zu haben. Zuerst dachte man er sei gebrochen, doch nachdem er Dienstag in Cusco geröntgt wurde, war dort nichts Auffälliges zu erkennen. Es stellte sich heraus, dass sein Arm entzündet ist, wahrscheinlich hat sich das schon seit Längerem entwickelt. Er hatte schon einmal eine sehr stark eitrige Entzündung am Knie und auch im Gesicht hat er offene Wunden. Im Moment ist man dabei herauszufinden, woher diese Entzündung kommt. Wir haben ihn am Samstag im Krankenhaus zu besuchen und er hat sich sehr gefreut. Ich war ziemlich gespannt auf das Krankenhaus, aber eher im gefassten Sinne. Denn Julian hat ihn am Dienstag dorthin gebracht und musste bei manchen Situationen die Stirn runzeln. Zum Beispiel hat er beobachtet wie vor dem Eingang für Notfälle (!) viele Leute standen, denen man auch offensichtlich eine notwendige Behandlung ansah, aber denen man den Eintritt verweigerte. Außerdem machte das Gebäude einen bedürftigen Eindruck, denn es riecht streng und sieht baufällig aus. Dieses Krankenhaus ist für die sehr Armen, die nicht viel Geld haben und deswegen nicht für bessere Behandlungen bezahlen können.

Nun aber wieder zu etwas Erfreulicherem: Diesen Freitag ist Johanna 20 geworden und das haben wir natürlich gefeiert. Wir haben ihr sogar einen deutschen Fantakuchen gebacken, wobei wir bei der einen oder anderen Zutat improvisieren mussten, weil es das in Quiquijana nicht gab.

Nächste Woche ist außerdem wieder ein Fest in Quiquijana, bei uns in der Albergue. Wir sind auch schon dabei, uns darauf vorzubereiten, denn es sollen Verkleidungen aus recycle barem Material vorgeführt werden. Ich denke nicht, dass ich es schaffe werde, nächstes Wochenende davon zu berichten, den Samstagmorgen starten wir schon zum Wandern in Huchuy Qosqo in Calca. Dann werde ich aber übernächstes Wochenende um so mehr zum Schreiben haben.
Bis dahin! Eure Verena

Saturday, September 3, 2011

Nähunterricht

Jeden Donnerstag während der Messe bleiben 8 Kinder in der Albergue, um am Nähunterricht teilzunehmen.




Der Umzug am Dienstag










Hermann ...

Der Markt

 Der neue Platz - ein wenig überfüllt






 verschiedene Spiele wurden angeboten wie es sie auch ähnlich bei uns gibt
Auch die Größte in Quiquijana muss das Trampolin testen

An der Parade am Montag haben sich verschiedene Gewerkschaften aus Quiquijana vorgestellt


 Hier sieht man das Meerschweinchen bevor es gegessen wird


Yanaccocha


Diese Woche stand das Fest im Vordergrund, welches den 186. Geburtstag des Distrikts Quiquijana feierte. Die ganze Woche über war ein Markt auf dem Plaza de Armas aufgebaut mit Ständen von Bewohnern aus dem gesamten Distrikt. Der Plaza de Armas wurde außerdem zum feierlichen Anlass endlich „enthüllt“. Denn zuvor wurde das Herz des Platzes von einer hässlichen Plane umgeben, doch nun kann man einen neu gepflasterten Platz mit Brunnen und prächtigen Blumen bewundern.
Dienstag war dann der entscheidende Tag (er wurde schon mit einem krachenden Feuerwerk um 0:00 Uhr begrüßt…). Um ca. halb 10 (halb 9 stand im Programm) fand zunächst eine Messe statt, anschließend sind die oberen Politiker des Distrikts mit einem Orchester über den Platz marschiert und die Polizei hat dafür gesorgt, dass wirklich jeder dazu aufsteht. Dann haben einige Leute mit einer Rede das Fest eingeleitet und es wurde sowohl die Nationalhymne als auch die Hymne von Cusco gesungen. Es folgte der für uns interessanteste Teil, nämlich die Kinder aus unserer Albergue bei dem Umzug zu sehen. Angefangen bei den Kindergartenkindern bis hin zu den Großen des Colegios marschierten sie auf dem Plaza de Armas. Sie hatten meistens ihre Schuluniform an und sind im Gleichschritt mit ernster Miene zu Militärmusik an den Zuschauern vorbeimarschiert – ein merkwürdiger Aufzug für Kinder. Ich musste daran denken, dass zum Einüben dieser Parade wertvolle Unterrichtszeit verloren gegangen ist und ich habe mich erwischt, wie ich mir die Lehrer, die auch mit marschiert sind, ein wenig genauer angeschaut habe. Denn wenn man sieht, dass die Hausaufgaben der Kinder aus Abschreiben und Abzeichnen bestehen, fragt man sich, welche Person hinter solchen primitiven und scheinbar lustlos gestellten Aufgaben steckt.
Nach dem Mittagessen haben wir gespannt die Verlosung verfolgt. Wir alle hatten von den Kindern der Albergue einige Lose gekauft und hofften auf die Gewinne. Besonders der erste Preis, ein junger Bulle (wir wollten Hermann die beste deutsche Erziehung gewähren), und der dritte Preis, ein Sack voll Reis, waren sehr ansprechend. Jedoch wurde Hermann leider ein anderes Zuhause zugewiesen und auch für die Reisversorgung müssen wir weiterhin selbst sorgen (aber ich bin optimistisch, dass wir das hinkriegen, denn bis jetzt gab es fast jeden Tag Reis).
An dem Tag darauf war schulfrei, was hieß, dass es wieder keine Hausaufgaben für die Kinder gab. Sie haben sich in der dafür vorgesehenen Zeit jedoch entweder damit beschäftigt, ihr Zuhause zu malen (eine Aufgabe für die Kleineren, welche für uns Freiwilligen interessant war, um zu sehen wo sie herkommen) oder die Rätsel aus der Zeitung zu lösen. Anschließend durften die Kinder einen Film schauen.
Donnerstag und Freitag liefen wieder wie gewohnt ab und ab nächste Woche wird  uns der Alltag wieder haben.

Diesen Freitag habe ich meinen Tandempartner Ernesto kennengelernt. Dieses Tandemprogramm wird von der Sprachschule angeboten, die ich eigentlich in den ersten vier Wochen besuchen wollte. Ernesto lernt dort Deutsch und da ich Spanisch lerne, können wir uns gegenseitig mit der Sprache helfen. Er ist 21 und Reiseleiter hier in Cusco. Er wirkt sehr nett und ich freue mich schon durch ihn Peru besser kennenzulernen.

Bis demnächst! Eure Verena