Hallo meine Lieben!
Ich hoffe, ihr hatten ein tolles Weihnachtsfest! Ich hatte auf jeden Fall ein schönes Weihnachten, auch wenn es total anders war.
In der letzten Woche spielte sich schulisch nicht mehr allzu viel ab. Aber das ist ja auch nicht anders in Deutschland. Die Secundarier hatten sogar nur Montag und Dienstag Schule, und die Primarier, die zur Schule mussten, haben kaum noch Unterricht gemacht und somit keine Hausaufgaben aufbekommen.
Auch unsere Abendkurse fielen aus, da wir die eigentlich mit den Secundariern machen, diese jedoch schon am Dienstag wieder nach Hause gefahren sind. Dafür haben wir mit einigen wenigen der Älteren, die in der Albergue geblieben sind, das Lied „Santa Claus is coming“ einstudiert, um es am Samstag vorsingen zu können. Weil die Englischeaussprache nicht ganz so leicht für die Peruaner ist, waren wiederholte Übungen in einer kleinen Gruppe sowieso viel besser als mit einer großen Truppe das Lied einstudieren zu müssen. Zum Schluss hörte sich der Gesang wirklich gut an!
Auf die Chacra sind wir auch nur die ersten drei Tage der Woche gegangen. Am Donnerstag haben Johanna und ich die Süßigkeittüten für die Kinder eingepackt, während Laura, Franz und Julian unsere Wäsche gewaschen haben, damit sie am Samstag wieder trocken zum Einpacken ist.
Am Freitagmorgen hat die Stadtverwaltung von Quiquijana sowohl Spielzeug, als auch heißen Kakao und Panetón an alle Kinder des Distrikts verteilt. („Panetón“ ist ein hier traditionell wiehnachtliches Kuchen- bzw. Brotgebäck, welches mit Rosinen und kandierten Früchten gefüllt ist.)
Bei dieser Veranstaltung haben wir auch mitgeholfen. Die Schwestern der Albergue haben zudem noch Kinderschuhe beigesteuert, und als am Anfang die Schlange noch sehr lang war (insgesamt waren ca. 500 Kinder dort) und drinnen die helfenden Hände im Überfluss waren, sind wir mit diesen Schüchen nach draußen gegangen und haben sie an die Frauen mit ihren kleinen Kindern verteilt. Es hatte sich blitzschnell rumgesprochen, dass wir die Schuhe verschenken und schnell wurde man von Leuten jeder Altersklasse umzingelt, die alle schrien „Für mein Kind“ „Für meine Schwester“ „Für meine Nichte“ „Für das Patenkind der Tante meiner Nichte“ (oder so ähnlich). Da wir ausreichend Schuhe hatten waren wir nicht geizig und jeder war glücklich mit seinen Kinderschuhen.
Später am Abend haben wir das Wichteln mit den Schwester und der Nählehrerin aufgelöst. Während den letzten beiden Wochen haben wir unserem Wichtelkind (hier: „amigo secreto“ dt.: geheimer Freund) täglich eine kleine Süßigkeit in die Box gelegt und somit auch erhalten. Da konnte man natürlich schon gut spekulieren wer wen hat, und bei der Auflösung wussten wir schon alle Verbindungen. Wer zuerst sein Geschenk bekam, wurde mit einem Spiel entschieden. Man sitzt in einem Kreis und einer beginnt ein Streichholz anzuzünden. Dazu sagt man den Spruch „Eso es el alma de mi tía Clementia, si lo olvidas pagas peciencia“ (dt: Dies ist die Seele meiner Tante Clementia, wenn du das vergisst, sollst du mit Geduld bezahlen), und reicht das Streichholz weiter. Der, bei dem das Streichholz erlöscht, muss erraten, wer seine „Wichtelmama“ ist, bzw. wenn er schon sein Geschenk hat, muss er drei Tipps abgeben, wer sein „Wichtelkind“ ist, und wenn es eraten wird, demjenigen sein Geschenk geben. Das Spiel war ziemlich lustig, besonders, weil man den Spruch ganz schnell aufsagen muss, und dabei eventuell Wörter vergessen werden, sodass man dann über die Flamme des Streichholz sagt „Eso es mi tía clementia“ (dies ist meine Tante Clementia)...
Am 24. sind fast alle Kinder wiederkommen, um mit uns Weihnachten zu feiern. Manche haben auch ihre Eltern mitgebracht, und es war wirklich interessant zu sehen, wo sie herkommen.
Ich habe sogar versucht mich mit einer Mutter zu unterhalten. Ihr erste Frage „Maimanti kanki?“ (Wo kommst du her?) habe ich noch verstanden und konnte darauf antworten. Doch als sie dann die nächste Frage stellte, war ich total überfordert. Die Inkasprache „Quechua“ ist einfach so anders! Sie hört sich an wie Chinesischen, nur dass nicht gequiekt wird, sondern aus den Tiefen des Rachens Laute kommen, bei dem jeder denken würde, man ersticke gerade.
Es kam dann aber auch schon ihr Sohn und hat für sie übersetzt. Das fand ich ziemlich cool. Sonst redet man nicht mit diesen Frauen. Die meisten kommen sehr verschlossen oder sogar abweisend gegenüber uns rüber. Aber aufgrund der Sprache ist es sowieso schwierig ein Gespräch zu führen.. Ich werde mehr Quechua lernen! Die Kinder der Albergue sind darin begeisterte Lehrer. So einiges kann ich also auch schon.
Bei dem Weihnachtsfest wurde zuerst eine Messe mit allen bei uns im Essenssaal gehalten. Danach haben wir gegessen. Es gab Hühnchen mit Kartoffeln, Reis und Salat aus Rotebeete und Blumenkohl. Das traditionelle Weihnachtsessen ist eigentlich Truthahn, doch da er recht teuer ist, isst man stattdessen oft Hühnchen.
Anschließend wurden endlich die Geschenke an die Kinder verteilt! Sie bekamen jeweils eine Tüte mit Geschenken von den Schwestern und von uns. Wir haben nämlich am Wochenende davor Großeinkauf gemacht, so dass keines der 73 Kindern leer ausgeht. Von uns gab es für jeden ein Foto von sich (Fotos sind unglaublich beliebt), Süßigkeiten und je nach Altersgruppe Schmuck, Anstecker + Schlüsselanhänger, Glitzerstifte oder Spielzeugautos. Von den Schwestern gab es viele Klamotten und auch Kleinigkeiten zum Spielen.
Die Schwestern haben auch noch großzügig second-hand Kleidung an die Eltern der Kinder verschenkt. Da wurde sich richtig draufgestürzt! Dass danach so gierig gegriffen wurde, kann man ihnen aber nicht übel nehmen, weil sie schließlich nicht aller Tage die Chance haben Klamotten umsonst zu bekommen.
Nach dieser Feier gingen alle wieder nach Hause und wir verabschiedeten uns von den Kindern, die wir erst nächstes Jahr im März wieder sehen werden.
Es sind noch ca. 15 Kinder dort geblieben, und mit ihnen haben wir die Messe um 10 Uhr abends in der Kapelle von Quiquijana besucht. Darauf sind wir in das Schwesternhaus gegangen, haben ein weiteres Mal Panetón gegessen und dazu heißen Kakao getrunken. Nachdem wir dann unser Lied „Santa Claus is coming to town“ vorgesungen haben, gab es eine zweite Beschwerung für die Kinder und auch für die Schwestern und uns Freiwilligen, die allein von den Schwestern ausging. Wir Mädchen haben einen hübschen großen Schal geschenkt bekommen.
Die Atmosphäre an dem Abend war wirklich schön. Auch wenn das Weihnachten nicht so war wie das von zu Hause, war ich glücklich, mit den Menschen, die mir hier in Peru schon so sehr ans Herz gewachsen sind, das Weihnachtsfest zu feiern.
Bis bald! Eure Verena