Friday, May 18, 2012

Erst streikt die Schule, dann feiert sie

Die meiste Zeit der letzten Wochen war relativ ereignislos, weshalb ich nicht die Gründe und die Motivation hatte einen Blogeintrag zu verfassen.
Ende April/Anfang Mai haben die Lehrer gestreikt. Es waren kaum Kinder in der Albergue und es war schon ziemlich langweilig. Am Anfang haben wir gehofft, dass jeden Moment die Schule wieder beginnt. Also haben wir mit den Kinder, wie üblich wenn man freie Tage hat, die Zeit viel auf dem Spielplatz oder auch in dem Computerraum verbracht. Doch nachdem dieser auf unbefristet ausgelegte Streik schon 1 ½ Woche andauerte, überlegten wir uns konkretere Beschäftigungen für die Kinder. Das Prinzip, wie es ablaufen sollte, haben wir letztendlich jedoch nur an einem Tag durchgezogen. An jenem Montag unterrichtete Pavela zunächst die Primarier, währendessen wir mit den Secundariern Kopien mit mathematischen Denkaufgaben erledigten. Nach einer Stunde wurde getauscht, so dass Pavela sich mit den Secundariern beschäftigte, und wir für die Primarier eine coole Abwechslung dabei hatten: Masken basteln! Klar, dass den Kleinen das sehr gefallen hat. Nachdem alle konzentriert ihr Maske gestaltet hatten, liefen gefährliche Teufel, alberne Clowns, sowie wunderschöne Prinzessinnen und Sternchen durch die Albergue.
Am Dienstag ist dann unerwarteter Weise die Schule wieder angefangen, und die Kinder, die am Montag zurück nach oben in ihr Dorf gegangen waren, mussten nun wieder hinunterlaufen. Erst am Mittwoch waren wir letztendlich wieder komplett, da einige natürlich nicht sofort die Nachricht des wieder aufgenommenen Unterrichts bekommen hatten.
Bis jetzt gingen die Kinder also wieder normal zur Schule, auch wenn andauernd Gerüchte über den Schulausfall aufkommen.

An dem letzten Sonntag wurde auch hier Muttertag (el día de la madre) gefeiert. Eher gesagt, hier ist das Fest so groß, dass manche schon am Freitag mit dem Fest beginnen, und auch montags noch Feiern anstehen. Am Sonntag haben Laura, Johanna und ich den Muttertag mit unserer peruanischen Mutter Carmen verbracht. Wir saßen mit einigen Verwandten und Freunden bei der Mutter von Carmen, also Abuela Carmen, bei der wir letztens auf dem 80. Geburtstag waren, zum Mittagessen und haben ein traditionelles Lechón (Spanferkel) gegessen. Wirklich sehr lecker, und so reichhaltig, dass der Nachtisch fast nicht mehr reinpasste. Doch der geht natürlich immer. Carmen kann super backen, von ihr haben wir schon einige Sachen gelernt, und somit hatte sie eben diese Torte auch zubereitet. An diesem Sonntag wurden glaube ich sowieso die meisten Torten des Jahres verspeist, denn ich hatte an einem Wochenende noch nie so viele Leute mit einer Tortenbox auf der Straße gesehen. Neben dem Blumenstrauß ist also auch eine Torte als Muttertagsgeschenk Pflicht.
Montags standen die Muttertagsfeiern unserer Kinder in ihren Schulen an. Statt zur Chacra zu gehen, haben wir uns diese Feierlichkeit sowohl in der Escuela als auch in dem Colegio angeschaut. Die Schüler haben dort Gedichte vorgetragen, Theater gespielt, etwas gesungen oder vorgetanzt. Bei der Vorführung in dem Colegio saßen Johanna, Laura und ich zwischen all den anderen Müttern in einem großen Stuhlkreis in der ersten Reihe. Dort wurde man mit Sekt, alkoholfreien Getränken und Keksen versorgt. Dabei ist es leider wieder unangenehm aufgefallen, wie dreist und unhöflich sich viele ländliche Frauen verhalten. Sie nehmen sich so viel sie tragen können, d.h. zum Beispeil bei dieser Verantstaltung drei Fantaflaschen plus zwei Hände voll Kekse. Ich finde soetwas recht erschreckend. Ich kenne auch Einwohner in Quiquijana, die nichts haben und darum kämpfen müssen, jeden Tag etwas zum Essen zu bekommen, doch trotzdem zurückhaltend und höflich sind. Deshalb kann ich diese schlechten Manieren anderer nicht darauf abschieben, dass sie ja ansonsten nichts geschenkt kriegen.
Die Festlichkeit an sich fande ich echt schön, weil man wirklich gemerkt hat, wie die Mütter wertgeschätzt werden. Sie sind hier diejenigen, die die Kinder großziehen und immer für sie da sind. Das wäre soweit natürlich der Idealfall. Manchmal ist mir während jener Tage das Herz vor Bekümmern stehen geblieben, wenn ich daran denken musste, wie schrecklich eine solche Feier für die Kinder der Albergue sein muss, deren Mutter entweder gestorben ist, oder die sie verstoßen hat, oder ähnliches. Zum Beispiel hat mir ein 6 jähriges Mädchen, das ihr Mutter hat sterben sehen müssen bei einem schrecklichen Unfall, eine Karte mit der Aufschrift „Te amo, Mamá“ (Ich liebe dich, Mama) gezeigt. Die Kinder lassen sich ihre Trauer nicht anmerken, es gilt für alle starken Charakter zu zeigen, doch wie gerne würde ich sie doch in solchen Momenten ganz fest in den Arm nehmen.

Die kommende Woche wird die Letzte sein für meine Mitfreiwilligen und inzwischen sehr guten Freunde Johanna, Laura, Franz und Julian. Alles geht nun auf ihren Abschied zu, und ich muss sagen, ich bin sehr traurig, dass sie gehen werden. Da werden wohl einige Tränen fließen.

Bis bald, meine Lieben,
eure Verena

Saturday, May 5, 2012

Das Andendorf Huatha Laguna, Heimat von einigen unsere Kinder
Die Laguna dort mit uns 5
Einfach weil es so süß ist