Am 15. April 2012 feierte unsere Gastoma, Abuela Carmen (Oma
Carmen), ihren 80. Geburtstag. Zu diesem Anlass wurden wir unter den ca. 150
anderen Freunden und Verwandten in ein Club Hotel eingeladen. Alle waren
festlich gekleidet, passend zu dem Ambiente dort. Neben dem Glas für
unalkoholische Getränke, standen schon Champus- und Whiskygläser auf dem Tisch
bereit. Die Menükarte versprach nicht zu viel, wie sich herausstellte, als uns
nach einigen emotionalen Reden der Kinder und Enkel von Abuela Carmen das
Mittagsessen serviert wurde. Nach diesem Festessen wurde gaaanz viel getanzt.
Am Wochenende darauf sagte man zu uns „Ihr ward auch die ganze Zeit auf der
Tanzfläche, oder?“. Bei dem ganzen Getanze musste man aber auch einfach
mittendrin sein. Es wurden jegliche latinische Musikrichtungen gespielt:
Cumbia, Salsa, Wayno und so viele von denen ich die Namen leider nicht weiß.
Besonders die traditionellen peruanischen Tänze wie Wayno haben ganz viel Spaß
gemacht. Nachdem professionelle Tanzgruppen inclusive der Enkel diese live
vorgeführt haben, sind alle mit eingestiegen. Ich finde es schade, dass wir
soetwas nicht bei uns in Deutschland haben. Denn zu dieser Musik tanzen hier
die Leute angefangen bei den Grundschülern bis hin zu den Großmüttern (auch Abuela
Carmen war kaum außerhalb der Tanzfläche anzutreffen). Außerdem haben jegliche
Peruaner/innen (ich denke man kann es aber auch auf ganz Lateinamerika
verallgemeinern) ein super Rhythmusgefühl, so dass auch die Paartänze sehr viel
Spaß machen. Unser Gastvater hatte Gefallen daran uns von einer Drehung in die
nächste zu führen, und da wir auf dieser Feier als „Gringas“ die Attraktion
schlecht hin waren, waren wir sowieso nie lange alleine.
Wir haben die Feier so sehr genossen, dass wir, obwohl sie schon um 13 Uhr angefangen ist, leider den letzten Bus verpasst haben, den wir normalerweise nehmen, um nach Quiquijana zu kommen. Zum Glück sind wir in Lateinamerika, und da kommt man immer noch irgendwie an sein Ziel.
Somit lässt der Taxifahrer uns an einer Kreuzung in einem ärmeren Viertel, außerhalb von dem was uns bekannt ist, aussteigen, weil irgendein Mann an der Busstation, von der wir eigentlich fahren, meinte, dort fahren die Nachtbusse nach Puno lang. Außer dass eine Frau, die dort mit ihrem Wägelchen mit Tee stand, die Aussage unterstütze, gab es keinerlei Anzeichen dafür, dass uns dort ein Bus einsammeln würde (Fahrpläne gibt es hier nichtmal an den Busstation. Man sieht ja, wenn der Bus kommt), zudem war es stockdunkel. Jeder deutsche Neuling in Peru würde wahrscheinlich vor Nervosität durchdrehen. Aber wir setzten uns auf den Bordstein und warteten.
Und siehe da, mit Vertrauen und Geduld, und dann noch mit Freundlichkeit zu dem Busangestellten, dass er doch bitte einen Zwischenstopp in Quiquijana einlegen würde, sind wir tatsächlich noch in unser vertrautes Andendorf gelangt.
Letzte Woche war ein weiteres Highlight, dass wir in die Andendorfgemeinde „Huathualaguna“ gefahren sind. Diese Gemeinde liegt auf 4500 Metern Höhe und einige „unserer“ Kinder sind dort aufgewachsen und wohnen noch immer da. An den Wochenenden müssen sie also immer dort hinauflaufen. Den Weg legen sie zu Fuß zurück, da außer Donnerstag, wenn Markt ist, keine Transportmittel fahren. Somit sind die Kinder jeden Sonntag und Freitag so um die 3 bis 4 Stunden unterwegs bis sie in Quiqujana bzw. Huathualaguna ankommen.
Wir, fünf Freiwillige, Pavela und die Oberoberschwester (hatte ich erwähnt, dass die Chefin des Ordens vier Wochen bei uns zu Besuch war? Sie ist Mittwoch wieder gefahren.) wurden an jenem Tag mit dem Pick up von Hermana Nelly von einem erfahrenen Fahrer hinaufgefahren. Vor uns fuhr der besagte Transporter des Donnerstags. Dabei handelt es sich um einen kleinen Lkw, auf dem die Leuten auf der Ladenfläche mitfahren, zwischen all ihren Marktwaren. Da der Weg von dem Regen am Tag zuvor an manchen Stellen total verschlammt war, ist der Laster einige Male stecken geblieben. Kurz vor dem Ziel mussten letztendlich alle Leute aussteigen und den letzten Rest zu Fuß gehen. Der Laster wurde mit Schaufeln ausgegraben und mit Steinen gesichert, damit er weiterfahren konnte. Die Einwohner sind daran gewöhnt, denn während der Regenzeit ist der Weg viel schlimmer und manchmal sogar gesperrt, so dass die Kinder erst später am Wochenende oder gar nicht zu ihrem Dorf gehen können.
Nachdem ich Huathualaguna gesehen habe, kann ich verstehen, warum für die Kinder Quiquijana schon eine große Stadt ist. Man würde unsers Erachtens nach sagen, in Huathualaguna gäbe es nichts. Es ist eine riesige Grünfläche, wo hier und dort einfache Lehmhäuser stehen, und hinter einem Berg liegt eine große Lagune, die der volle Stolz der Bewohner ist.
Ich habe im Computerunterricht ein Mädchen über ihr Leben in Huathualaguna schreiben lassen, und ihr erster Satz war: „In Huathualaguna gibt es viele Sachen, wichtige Sachen wie Alpacas, Lamas, Schafe, usw.“. Je nach dem wie man aufwächst, sieht man nunmal die Welt. Die Kinder, die aus dieser oder ähnlichen Gegenden neu zu uns in die Albergue kommen, sind noch total „rau“ und müssen sich ersteinmal an das „Stadtleben“ gewöhnen. Es ist kein Wunder, dass sie nicht verstehen, dass man nicht in den kleinen Grünflächen/Gärten der Albergue spielen soll, denn da, wo sie aufwachsen, gibt es so viel Grün, dass es keine Regelungen gibt, wo man spielen darf und wo nicht. Auch kann man sich viel besser auf den Gras raufen als auf dem Beton. „Kämpfen“ gehört zu den Lieblingsbeschäftigungen der Jungs, denn sonst gibt es auf dem Land ja auch nicht viel zu spielen. Jedes Spielzeug, was die Kinder in der Albergue in die Hand bekommen, ist sowieso nach einem Tag kaputt, weil sie erstens nie beigebracht bekommen haben, wie man damit bespielt, und zweitens haben sie so viel Kraft durch die harte Arbeit, die sie schon von klein auf verrichten, dass sie ohne es zu merken das Spielzeug zerstören. Plastik verhält sich nunmal nicht wie Steine.
Im Moment habe ich viel Kontakt zu Aydee Roxana, einem Mädchen der ersten Klasse, welche erst seit Februar bei uns ist und aus einem Dorf in der Nähe von Huahualaguna lebt (sie muss also auch zwei Mal in der Woche den Fußmarsch zurücklegen). Bei ihr kann ich gut beobachten, wie sie sich entwickelt. Abgesehen davon, dass sie immer mehr Spanisch lernt, und ich durch sie immer mehr Quechua, lernt sie auch die Verhaltensregeln in der Albergue. Letztens, während wir in der Nähe der DVD-Vitrine Hausaufgaben gemacht haben, haben Juvenal und Wilfredo sich eine DVD nach der anderen aus der Vitrine genommen und dessen Hülle angeschaut. Aydee Roxana meinte irgendetwas auf Quechua zu den beiden, und ich frage Wilfredo: „was hat sie gesagt?“, er antwort: „sie meint, wir dürfen die DVDs nicht ohne zu fragen aus dem Schrank nehmen.“ „Ja, genau das wollte ich auch gerade sagen“. Sie ist ein wirklich süßes Mädchen. Sie bringt mich zum Beispiel auch nach den Hausaufgaben immer bis zu der Tür, die zu unserem Aufenthaltsplatz führt. An der Tür verabschiedet sie sich, denn sie weiß, dass die Kinder nicht dorthin dürfen.
Ich habe schon wieder viel zu viel geschrieben... Dabei gibt es eigentlich noch so viel mehr Kleinigkeiten zu erzählen, die nebenbei passieren.
Achja, noch eine Sache, die doch etwas wichtiger ist. Hermana Nancy hat sich eine längere Auszeit genommen und arbeit somit nicht mehr in der Albergue. Dafür begrüßen wir dieses Wochenende eine andere Schwester, die aus Columbien angereist komm,t und eine weitere Freiwillige aus Deutschland, namens Anne. Anne ist 23, hat gerade ihren Bachlor beendet und möchte bevor sie mit ihrem Master durchstartet, Zeit in Lateinamerika verbringen, unter anderem natürlich als Entwicklungshelferin. Sie wird während Laura, Johanna, Franz und Julian schon ab dem 26. Mai das Projekt verlassen, mich bis zu dem 22. Juni unterstützen.
Liebste Grüße,
Verena
Wir haben die Feier so sehr genossen, dass wir, obwohl sie schon um 13 Uhr angefangen ist, leider den letzten Bus verpasst haben, den wir normalerweise nehmen, um nach Quiquijana zu kommen. Zum Glück sind wir in Lateinamerika, und da kommt man immer noch irgendwie an sein Ziel.
Somit lässt der Taxifahrer uns an einer Kreuzung in einem ärmeren Viertel, außerhalb von dem was uns bekannt ist, aussteigen, weil irgendein Mann an der Busstation, von der wir eigentlich fahren, meinte, dort fahren die Nachtbusse nach Puno lang. Außer dass eine Frau, die dort mit ihrem Wägelchen mit Tee stand, die Aussage unterstütze, gab es keinerlei Anzeichen dafür, dass uns dort ein Bus einsammeln würde (Fahrpläne gibt es hier nichtmal an den Busstation. Man sieht ja, wenn der Bus kommt), zudem war es stockdunkel. Jeder deutsche Neuling in Peru würde wahrscheinlich vor Nervosität durchdrehen. Aber wir setzten uns auf den Bordstein und warteten.
Und siehe da, mit Vertrauen und Geduld, und dann noch mit Freundlichkeit zu dem Busangestellten, dass er doch bitte einen Zwischenstopp in Quiquijana einlegen würde, sind wir tatsächlich noch in unser vertrautes Andendorf gelangt.
Letzte Woche war ein weiteres Highlight, dass wir in die Andendorfgemeinde „Huathualaguna“ gefahren sind. Diese Gemeinde liegt auf 4500 Metern Höhe und einige „unserer“ Kinder sind dort aufgewachsen und wohnen noch immer da. An den Wochenenden müssen sie also immer dort hinauflaufen. Den Weg legen sie zu Fuß zurück, da außer Donnerstag, wenn Markt ist, keine Transportmittel fahren. Somit sind die Kinder jeden Sonntag und Freitag so um die 3 bis 4 Stunden unterwegs bis sie in Quiqujana bzw. Huathualaguna ankommen.
Wir, fünf Freiwillige, Pavela und die Oberoberschwester (hatte ich erwähnt, dass die Chefin des Ordens vier Wochen bei uns zu Besuch war? Sie ist Mittwoch wieder gefahren.) wurden an jenem Tag mit dem Pick up von Hermana Nelly von einem erfahrenen Fahrer hinaufgefahren. Vor uns fuhr der besagte Transporter des Donnerstags. Dabei handelt es sich um einen kleinen Lkw, auf dem die Leuten auf der Ladenfläche mitfahren, zwischen all ihren Marktwaren. Da der Weg von dem Regen am Tag zuvor an manchen Stellen total verschlammt war, ist der Laster einige Male stecken geblieben. Kurz vor dem Ziel mussten letztendlich alle Leute aussteigen und den letzten Rest zu Fuß gehen. Der Laster wurde mit Schaufeln ausgegraben und mit Steinen gesichert, damit er weiterfahren konnte. Die Einwohner sind daran gewöhnt, denn während der Regenzeit ist der Weg viel schlimmer und manchmal sogar gesperrt, so dass die Kinder erst später am Wochenende oder gar nicht zu ihrem Dorf gehen können.
Nachdem ich Huathualaguna gesehen habe, kann ich verstehen, warum für die Kinder Quiquijana schon eine große Stadt ist. Man würde unsers Erachtens nach sagen, in Huathualaguna gäbe es nichts. Es ist eine riesige Grünfläche, wo hier und dort einfache Lehmhäuser stehen, und hinter einem Berg liegt eine große Lagune, die der volle Stolz der Bewohner ist.
Ich habe im Computerunterricht ein Mädchen über ihr Leben in Huathualaguna schreiben lassen, und ihr erster Satz war: „In Huathualaguna gibt es viele Sachen, wichtige Sachen wie Alpacas, Lamas, Schafe, usw.“. Je nach dem wie man aufwächst, sieht man nunmal die Welt. Die Kinder, die aus dieser oder ähnlichen Gegenden neu zu uns in die Albergue kommen, sind noch total „rau“ und müssen sich ersteinmal an das „Stadtleben“ gewöhnen. Es ist kein Wunder, dass sie nicht verstehen, dass man nicht in den kleinen Grünflächen/Gärten der Albergue spielen soll, denn da, wo sie aufwachsen, gibt es so viel Grün, dass es keine Regelungen gibt, wo man spielen darf und wo nicht. Auch kann man sich viel besser auf den Gras raufen als auf dem Beton. „Kämpfen“ gehört zu den Lieblingsbeschäftigungen der Jungs, denn sonst gibt es auf dem Land ja auch nicht viel zu spielen. Jedes Spielzeug, was die Kinder in der Albergue in die Hand bekommen, ist sowieso nach einem Tag kaputt, weil sie erstens nie beigebracht bekommen haben, wie man damit bespielt, und zweitens haben sie so viel Kraft durch die harte Arbeit, die sie schon von klein auf verrichten, dass sie ohne es zu merken das Spielzeug zerstören. Plastik verhält sich nunmal nicht wie Steine.
Im Moment habe ich viel Kontakt zu Aydee Roxana, einem Mädchen der ersten Klasse, welche erst seit Februar bei uns ist und aus einem Dorf in der Nähe von Huahualaguna lebt (sie muss also auch zwei Mal in der Woche den Fußmarsch zurücklegen). Bei ihr kann ich gut beobachten, wie sie sich entwickelt. Abgesehen davon, dass sie immer mehr Spanisch lernt, und ich durch sie immer mehr Quechua, lernt sie auch die Verhaltensregeln in der Albergue. Letztens, während wir in der Nähe der DVD-Vitrine Hausaufgaben gemacht haben, haben Juvenal und Wilfredo sich eine DVD nach der anderen aus der Vitrine genommen und dessen Hülle angeschaut. Aydee Roxana meinte irgendetwas auf Quechua zu den beiden, und ich frage Wilfredo: „was hat sie gesagt?“, er antwort: „sie meint, wir dürfen die DVDs nicht ohne zu fragen aus dem Schrank nehmen.“ „Ja, genau das wollte ich auch gerade sagen“. Sie ist ein wirklich süßes Mädchen. Sie bringt mich zum Beispiel auch nach den Hausaufgaben immer bis zu der Tür, die zu unserem Aufenthaltsplatz führt. An der Tür verabschiedet sie sich, denn sie weiß, dass die Kinder nicht dorthin dürfen.
Ich habe schon wieder viel zu viel geschrieben... Dabei gibt es eigentlich noch so viel mehr Kleinigkeiten zu erzählen, die nebenbei passieren.
Achja, noch eine Sache, die doch etwas wichtiger ist. Hermana Nancy hat sich eine längere Auszeit genommen und arbeit somit nicht mehr in der Albergue. Dafür begrüßen wir dieses Wochenende eine andere Schwester, die aus Columbien angereist komm,t und eine weitere Freiwillige aus Deutschland, namens Anne. Anne ist 23, hat gerade ihren Bachlor beendet und möchte bevor sie mit ihrem Master durchstartet, Zeit in Lateinamerika verbringen, unter anderem natürlich als Entwicklungshelferin. Sie wird während Laura, Johanna, Franz und Julian schon ab dem 26. Mai das Projekt verlassen, mich bis zu dem 22. Juni unterstützen.
Liebste Grüße,
Verena